Jelto Makris, PhD im GO-Chains Wissenschaftsraum, hat diesen Sommer an der ECPR-Konferenz in Thessaloniki (Griechenland) und der Oslo Summer-School in Norwegen teilgenommen. Anders als viele andere ist er jedoch nicht geflogen, sondern hat die Strecke auf dem Landweg zurückgelegt.
Seine Hauptmotivation war es, Emissionen zu reduzieren. Aber auch das langsame Reisen gefällt ihm. „Man erlebt immer etwas, es ist gemütlicher, man lernt neue Leute kennen oder erfährt etwas über Europa und sieht neue Orte.“
Wir haben Jelto gefragt, was er auf seinen Reisen alles erlebt hat, welche Reaktionen er erfahren hat und welche neuen Erfahrungen er als PhD auf der ECPR-Konferenz und der Oslo Summerschool gesammelt hat.
Jeltos Reiseberichte
Hamburg - Oslo
Morgens um 06.00 Uhr sollte es losgehen, aber ich habe natürlich erstmal verschlafen und gerade so auf der letzten Sekunde noch in die Bahn geschafft – leider ohne Frühstück und Snacks und mit 12 Stunden Bahnfahrt vor mir. Zum Glück saß ein großherziger 14-jähriger Junge neben mir. Der merkte schnell, dass ich kein Essen dabei hatte und so war ich den Rest der Reise versorgt mit frischen Lahmacun und Cola und jeder Menge netten Gespräche mit der Familie.
Auf der Strecke Malmö – Oslo hingen wir dann wegen eines Sturms und eines umgestürzten Baumes in einer Bahnstation mitten im Nirgendwo, in einem Geisterdorf an der schwedisch-norwegischen Grenze, fest. Zum Glück hatten alle gute Laune: das Bahnpersonal versorgte uns mit heißer Schokolade, und eine Gruppe Franzosen holte Rotweinflaschen und Pastis heraus. So verbrachten wir den Abend mit guten Gesprächen und einigen norwegischen Folksongs. Ich kam dann um 1.30 Uhr in Oslo an – mit 6 Stunden Verspätung, aber beseelt und mit neuen Bekanntschaften.
Jelto war nicht der Einzige, der zur Summer School in Oslo nachhaltige Verkehrsmittel gewählt hat. Die Teilnehmenden aus Norwegen, Schweden und Dänemark sind ebenfalls mit der Bahn angereist. Bei der ECPR-Konferenz war er zusammen mit seinem Forschungskollegen Janosch jedoch einer der wenigen, die nicht geflogen sind. Seit die Bahnverbindung eingestellt wurde, ist Griechenland auf dem Landweg nur schwer erreichbar und der Flixbus für viele wohl einfach nur der Horror. So waren die meisten Teilnehmenden sehr erstaunt, dass er zweieinhalb Tage unterwegs war, nur um zu einer viertägigen Konferenz bzw. dreitägigen Summer School zu fahren.
Hamburg – Thessaloniki
Die Fahrt war nochmal länger: morgens in Hamburg los, abends in Wien, dann den Nachtzug Richtung Bukarest genommen – im 6er-Abteil, mit 50 km/h im Schneckentempo durch rumänische Dörfer.
Aber die Gesellschaft war gut: ein Franzose vom WWF, der auch zu Lieferkettengesetzen arbeitet (man vernetzt sich an den unerwartetsten Orten), und ein rumänischer Geschichtsstudent, der uns über die Geschichte und politischen Zerwürfnisse der Orte erzählte, durch die wir fuhren. So lag ich auf meiner Pritsche, schaute auf die vorbeiziehende rumänische Landschaft, diskutierte über die EU-Politik in Rumänien und werkelte an meiner Konferenzpräsentation.
Am nächsten Tag am Nachmittag kamen wir in Bukarest an. Nachdem ich die Stadt erkundet habe, traf ich dann auch einen Arbeitskollegen, der ebenfalls auf dem Landweg zur ECPR unterwegs war. Nach einem schönen gemeinsamen Abendessen verabschiedete ich mich von meinem Reisegefährten aus Frankreich und stieg mit meinem Kollegen in den Flixbus nach Griechenland. Nach einer recht unschönen Busfahrt über Nacht kam ich in Thessaloniki an und und hatte noch einen halben Tag in Thessaloniki, um mich auszuruhen und den Start der Konferenz vorzubereiten.
Konferenz und Summer School als Ort des gemeinsamen Austauschs
Sowohl die Teilnahme an der ECPR-Konferenz als auch an der Oslo Summer School bot Jelto viele wertvolle Einblicke und Impulse für seine Forschung.
Die Summer School ermöglichte eine intensive Beschäftigung mit seinem Forschungsgebiet - der politischen Ökonomie und Lieferketten. Er traf Autor*innen, deren Papern ihn schon lange begleiten und erhielt wertvolles Feedback zu seiner eigenen Arbeit. Neben dem spannenden Austausch blieb auch noch Zeit, die Stadt und Umgebung zu genießen und sich mit anderen über das Auf- und Ab des PhD-Lebens auszutauschen.
Auch in Thessaloniki traf er auf eine offene und anregende Atmosphäre, die schnell alle Aufregung verfliegen ließ. "Man fühlt sich, als wäre mein Teil einer kleinen Forschungs-Community" und kann durch den Austausch auf dem neusten Stand der Forschung bleiben, was gerade in einem so dynamischen und sich schnell ändernden Gebiet wie Lieferkettengesetze hilfreich ist. Durch die Diskussionen konnte Jelto viel Feedback und neue Perspektiven auf seine Forschung mitnehmen und PhDler*innen aus ganz Europa kennenlernen.
Ein Blick zurück
Jelto hat in diesem Sommer also viele neue Erfahrungen auf der Oslo Summer School und der ECPR-Konferenz sammeln können und dabei gezeigt, wie man auch mit nachhaltigen Verkehrsmitteln durch halb Europa reisen kann.
Sein Tipp: "Interrail ist super, um günstig und ohne großen organisatorischen Aufwand durch Europa zu kommen. Deswegen: immer ein Interrail kaufen, wenn es reduziert ist. Dann kommt man auch nicht in Versuchung zu fliegen."
