Prof. Dr. Elke Schüßler
Projekt PI, Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Entrepreneurship und Organisation, Assoziierte Leuphana Center for Organization & Social Transformation
Was motiviert Dich zu Deiner Forschung zum Thema Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten?
Bereits seit meiner Doktorarbeit interessiere ich mich für die treibenden Kräfte der Internationalisierung von Wertschöpfungsketten und die Folgen dieses Wandels sowohl in den führenden Ländern und Regionen (z. B. meine Heimatregion Aschaffenburg war nach dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Zentrum der Bekleidungsindustrie und hat sich seit den 1970er Jahren radikal gewandelt, auch wenn einige Unternehmen geblieben sind) als auch „vorgelagerten“ Produktionsländern, wo die Einbindung in globale Produktionsnetzwerke sowohl positive wirtschaftliche als auch negative soziale und ökologische Folgen haben kann. Die Veränderungen in der globalen Produktion von Gütern und Dienstleistungen betreffen wohl jeden von uns, unabhängig davon, ob wir direkt oder indirekt davon betroffen sind.
Welche zentralen Herausforderungen oder Chancen siehst Du bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit von Wertschöpfungsketten?
Wertschöpfungsketten sind als zentrale Organisationsstruktur der Weltwirtschaft ein wichtiger Hebel für die Entwicklung nachhaltigerer Formen des wirtschaftlichen Austauschs. Ihre komplexen Organisationsstrukturen, die oft widersprüchlichen Interessen der beteiligten Parteien und der intensive Preiswettbewerb in vielen Branchen stellen jedoch klare Hindernisse für einen umfassenden Wandel hin zu nachhaltigeren Produktions- und Konsumformen dar. Chancen bieten sich für Führungskräfte, die gemeinsam mit anderen Akteuren – seien es Wettbewerber, Lieferanten, Gewerkschaften, Arbeitnehmende, NGOs oder Regierungen – nach Alternativen suchen. Diese werden jedoch oft durch mangelnde kollektive Handlungsfähigkeit und die Dominanz einer wettbewerbsorientierten „Marktlogik” eingeschränkt.
Wie trägt Deine derzeitige Arbeit zur Nachhaltigkeitsgovernance in globalen Wertschöpfungsketten bei?
Zusammen mit Kollegen aus anderen Ländern habe ich viele Jahre lang die Folgen des tödlichen Unglücks im Rana Plaza für die Governance von Arbeitsstandards in der globalen Bekleidungsindustrie untersucht. Dabei sind zwei wichtige Governance-Initiativen entstanden, die wir als institutionelle Innovationen betrachten – und weiterhin untersuchen –, die als Vorbilder für andere Branchen und Regionen dienen könnten: das Abkommen über Brand- und Gebäudesicherheit in Bangladesch und die ACT-Initiative für existenzsichernde Löhne. Ein besseres Verständnis dafür, was solche Initiativen ermöglicht und behindert, liefert wichtige Erkenntnisse für Manager, politische Entscheidungsträger und Stakeholder in verschiedenen Sektoren. Darüber hinaus beobachte ich aufmerksam regulatorische Veränderungen, insbesondere die CSDDD, und die Art und Weise, wie Unternehmen und Stakeholder darauf reagieren, nachdem sie sich jahrzehntelang durch freiwillige Maßnahmen mit Nachhaltigkeit befasst haben. Die Untersuchung der Auswirkungen regulatorischer Initiativen, ihrer Stärken und Schwächen sowie ihrer unbeabsichtigten Folgen wird wichtige Erkenntnisse für die künftige Politikgestaltung liefern.
Was reizt Dich am meisten daran, Teil dieses Forschungsnetzwerks zu sein?
Ich habe schon immer in sehr interdisziplinären Umgebungen wie diesem Forschungsnetzwerk gearbeitet und finde die Triangulation verschiedener Perspektiven auf ein gemeinsames Problemfeld äußerst anregend und fruchtbar. Das ist vielleicht nicht die effizienteste und einfachste Art, Forschung zu betreiben, aber sicherlich diejenige, die sowohl für die Forschung als auch für die Praxis die meisten Lernmöglichkeiten bietet.
Profil
Prof. Dr. Elke Schüßler ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Entrepreneurship und Organisation an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem globale Governance-Initiativen zur Förderung besserer Arbeitsbedingungen und die Reaktion von Unternehmen und Stakeholdern auf die Einführung regulatorischer Maßnahmen.
Institutionen
Leuphana Universität Lüneburg
Social
Kontakt
Universitätsallee 1, 6.113a
21335 Lüneburg
Mail: elke.schuessler@leuphana.de
Telefon: +49 4131 677-2131